Mein Großvater, Gustav Wollenhaupt, absolvierte in den Wirren des 1. Weltkrieges seine Setzerlehre. Nachdem er seinen Kriegsdienst absolviert und in Dortmund seine Meisterprüfung bestanden hatte, zog es ihn 1925 wieder zurück in die Heimat. Dort gründete er am 01. November 1925 in einem angemieteten kleinen Raum seine eigene Druckerei. Findig wie er war, kaufte er sich aus diversen Betriebsaufgaben die erste Ausstattung zusammen und legte einfach los.
Bereits nach einem halben Jahr wurde der erste Lehrling eingestellt und schon 1926 vergrößerte sich der Betrieb und zog in neue Räume am Marktplatz in Großalmerode. Die Druckerei prosperierte und im Jahre 1930, während Ghandis Salzmarsch und dem Ende der Ruhrbesetzung, heiratete Gustav seine Pauline, die ihm zu diesem Zeitpunkt bereits 3 Jahre mit Rat und Tat zur Seite stand.
Noch während der Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren trat 1936 das erste Firmenfahrzeug seinen Dienst an und 1938 erfolgte der Umzug in ein neu erworbenes, größeres Gebäude am Speckplatz. Am alten Standort, Marktplatz 9, richtete mein Oma Pauline ihr neues Schreibwarengeschäft ein.
Die nun folgenden Kriegsjahre brachten viele Erschwernisse für den jungen Betrieb, doch Pauline hielt während des Kriegsdienstes von Gustav und seiner anschließenden Gefangenschaft die Geschäfte am Laufen und kümmerte sich tatkräftig um Betrieb und Familie.
1946 kehrte Gustav zurück in die Heimat, nahm die Chance der Nachkriegswirren beim Schopfe und sprang in die Bresche für die ausgebombten Kasseler Kollegen. Aus dieser Zeit stammt die wohl berühmteste Anekdote: Kassel war ausgebombt, alles war knapp – auch das Papier.
Die Brücken waren zerstört und der Zugang zur Stadt über die Fulda fast unmöglich. So verließ sich Gustav wieder einmal auf Tatkraft und Erfindergeist und belieferte die Kasseler Firmen mit einem kleinen Kahn über die Fulda mit Papier und Druckprodukten.
Er nutzte den Vorteil, dass Großalmerode unter den Kriegsfolgen nur wenig gelitten hatte – es gab genug Papier und intakte Maschinen, um die Kasseler Firmen mit Druckprodukten zu beliefern.
Trotzdem waren die folgenden Jahre hart. Sie waren geprägt von minderwertigen Rohstoffen und schlechter Versorgung, sodass Gustav dem selbst auferlegten Qualitätsanspruch kaum genügen konnte; es galt sich durchzubeißen und in diesen ungemütlichen Nachkriegszeiten nicht den Mut zu verlieren. Dann endlich um 1948 herum kam die Wende: Mit der Währungsreform kam der Wiederaufbau des Landes in Schwung, es ging mit großen Schritten nicht nur wirtschaftlich voran, es wurden die ersten Friedens- und Frauenbewegungen gegründet und auch die Druckerei Wollenhaupt konnte frohen Mutes in die 50er Jahre starten.
1952 trat der älteste Sohn Gerd als Lehrling in die Druckerei ein. Er heiratete 1962 seine Frau Marlis, die fortan Finanzen und Buchführung in der Firma betreute. Ich wurde geboren und sorgte für Unruhe. Der „Laden brummte“ und es wurde 1972 ein ebenerdiges Industriegebäude am Ortsrand von Großalmerode bezogen – endlich mussten keine Stockwerke mit schwerem Papier und Bleibuchstaben mehr gemeistert werden!
Aber, wie das mit Gründern nun mal so ist, konnte sich Gustav schwer von seinem Lebenswerk trennen und meine Eltern mussten neben der technischen Umstellung vom Buchdruck auf den Offsetdruck auch den klassischen Konflikt bei der Unternehmensnachfolge bewältigen. Die beiden Ölkrisen in 1973/1974 sowie 1979 sorgten für weitere Aufregung und Unsicherheiten in der gesamten Gesellschaft.
Nach der Übergabe der Firma an meinen Vater, Gerd Wollenhaupt, im Jahre 1977 galt es zunächst die Technik endgültig vom Buchdruck auf den Offsetdruck umzustellen. Die Ölkrisen waren überwunden und die sogenannten neoliberalen Reformen (Thatcherismus) waren das politische und wirtschaftliche Thema der Zeit. Parallel, also im Laufe der 80er Jahre wurden die Computer in der Druckindustrie eingeführt – die Gestaltung von ganzen Seiten am Bildschirm wurde möglich (ja, das ging bis zu diesem Zeitpunkt wirklich nicht!)
Als dann Ende der 80er die Mauer fiel, eröffnete sich bei uns im „Zonenrandgebiet“ die Chance zu expandieren. Waren wir doch eines der wirtschaftlich am schlechtesten gestellten Gebiete der Bundesrepublik, gab es nun, Anfang der 90er Jahre, neue Möglichkeiten Kunden im vorher „versperrten“ Osten zu gewinnen. Das gelang der Firma vortrefflich und sie konnte vom kurzfristigen Boom profitieren.
In den 90er Jahren wurden die Grundlagen für bedeutende gesellschaftliche Umbrüche durch die fortschreitende Digitale Revolution in Form zunehmender beruflicher und privater Nutzung von Computern und Mobiltelefonen sowie dem Aufkommen des Internets gelegt.
Das war von großem Nutzen für die Firma, und man kann sagen, dass es genau der richtige Zeitpunkt war, dass meine Frau und ich 1995 aus Nürnberg nach Großalmerode kamen. Wir kümmerten uns um die Einführung des Desktop-PCs, des Digitaldrucks und des Geschäftsfeldes Layoutdienstleistungen – das waren wichtige Schritte für die Zukunftsfähigkeit der Firma in einer sich rasend schnell ändernden Landschaft der Informationsübertragung.
Die Veränderungsgeschwindigkeit blieb hoch, und in den 2000er Jahren erreichte die Nutzung digitaler Medien eine neue Qualität. Das Internet setzte sich flächendeckend durch und begann im beruflichen wie privaten Alltag eine immer wichtigere Rolle zu spielen, soziale Netzwerke wie Facebook, Myspace oder Twitter erlangten große Popularität. Blogs begannen sich zunehmend als Online-Journalismus- und -Meinungsmedien durchzusetzen. YouTube wurde die populärste Video-Plattform der Welt und übte damit auch zunehmend Einfluss auf die kulturelle und politische Entwicklung des Weltgeschehens aus. Die Online-Enzyklopädie Wikipedia wurde am 15. Januar 2001 gegründet.
Und die Wollenhaupt GmbH? im Jahre 2006 übernahm ich die Leitung der Firma. Wir investierten immer mehr in Software und Wissen statt in Maschinen und entwickelten uns vom reinen Produzenten zum Dienstleister mit angeschlossener Produktion. Wir begannen Webseiten zu produzieren, einen eigenen Online-Shop auf die Füße zu stellen und Sozial-Media-Kampagnen zu entwickeln. Viele unserer Kunden beziehen heute das gesamte Spektrum an Produkten und Dienstleistungen von uns aus einer Hand: Print-Produkte, Layout- und Designleistungen, Webseiten, Sozial-Media-Kampagnen, E-Mail-Newsletter, etc.
Und wie geht es weiter?
Natürlich ist das was kommt nicht mal zu erahnen. Das Leben, die Evolution oder der Lauf der Dinge lassen sich von Menschenhand nun mal nicht voraussagen. Und wie sagte es Berthold Brecht so schön in der Dreigroschenoper: Mach nur einen Plan und sei ein großes Licht, mach einen zweiten Plan, doch gehen tun sie beide nicht“.
Zurück zu den 2020er Jahren: Die Kommunikationstechnologien wandeln sich in immer kürzeren Zyklen, der Weg vom Buchdruck zur digitalen Kommunikation wird sich fortsetzen, doch Print wird als Kommunikationskanal bleiben. Das digitale Endgerät wird sich vom Smartphone zum implantierten Chip entwickeln oder kommt vielleicht doch die Datenbrille – was genau sich durchsetzt ist nicht abzusehen, oder ist das alles schon zu digital gedacht und es bleibt beim Recht auf ein analoges Leben? Und dann wäre da noch das Thema mit der künstlichen Intelligenz . . .
Ob digital oder Print: Unsere Stärken liegen im Team, in der Kommunikation und der Flexibilität. Wir denken mit, nutzen die aktuellen Kommunikationskanäle und sorgen mit ansprechenden Layouts für Wiedererkennbarkeit und Übersicht.
Welche Technik auch immer kommen mag und welche Bedeutung die künstliche Intelligenz auch erlangen wird – wir bleiben dran und versuchen, für Sie und uns das Beste daraus zu machen: Als Kommunikationsdienstleister, der Ihre Informationen in der Welt verteilt – als Printprodukt, als Webprojekt oder in den Social-Media-Kanälen.












